Communication Summit 2025: Nichts steht still in der Zukunft der Kommunikation
- Daniela Rhyner
- 26. Feb.
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 15. Apr.

Die Kommunikation befindet sich im Umbruch: Neue Technologien, digitale Plattformen und sich verändernde Berufsbilder stellen Unternehmen, Medienhäuser und politische Akteur:innen vor neue Herausforderungen. Der Communication Summit 2025 widmete sich der Frage, wie die Zukunft der Kommunikation gestaltet werden kann.
Der Communication Summit des Zürcher Pressevereins und der Zürcher PR-Gesellschaft fand bereits zum 21. Mal statt. Unter der Moderation von SRF-Journalist Reto Lipp diskutierten am Dienstagabend führende Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und öffentlich-rechtlichen Medien über die Zukunft der Kommunikation. Zu den Teilnehmenden zählten Susanne Wille (Generaldirektorin der SRG), Nicole Burth (Leiterin Kommunikationsservices der Schweizerischen Post), Martin Candinas (Nationalrat und Kämpfer für Medienvielfalt) sowie Marc Holitscher (National Technology Officer von Microsoft Schweiz). Ergänzt wurde das Panel durch Hans-Peter Nehmer (Chief Communications Officer von Allianz Suisse) und Cedric Schlosser (CEO und Co-Gründer von MYI). Gemeinsam erörterten sie die Chancen und Auswirkungen der digitalen Transformation auf Medien, Politik, Verwaltung, Unternehmen und die Gesellschaft. Sie lieferten wertvolle Einblicke in aktuelle und zukünftige Entwicklungen und Herausforderungen.
Einblicke in die digitale Kommunikation, Herausforderungen und Chancen der Transformation
Nicole Burth, Leiterin Kommunikationsservices, Schweizerische Post: Die Schweizerische Post versteht sich seit 175 Jahren als sichere Transporteurin von Informationen. Neben den bekannten Post-Tätigkeiten entwickelt sie heute Kommunikationsplattformen mit höchsten Sicherheitsstandards und bietet digitale Infrastruktur unter anderem für Behörden und Gemeinden. Besonders im Fokus des Service Public steht das E-Voting, das aktuell in mehreren Kantonen getestet wird und bei Auslandschweizer:innen bereits hohe Nutzungsraten aufweist. Dabei spiele die Sicherheit eine sehr wichtige Rolle. Burth verstehe Sicherheit nicht als Zustand, sondern als einen kontinuierlichen Prozess.
Damit die Bevölkerung Veränderungen durch digitale Entwicklungen akzeptiert, müsse sie zuerst positive Erfahrungen damit machen, ist Burth überzeugt. Dies zeige sich beispielsweise bei den Partnerfilialen der Post, die durch längere Öffnungszeiten den Kund:innen durchaus Vorteile bieten.
Burth betonte, dass der digitale Service Public essenziell sei, um das Nutzer:innenverständnis zu fördern. Dazu würden insbesondere digitale Behördenservices beitragen.
Martin Candinas, Nationalrat und Kämpfer für Medienvielfalt: Auf die Frage von Reto Lipp, ob man in Bern beispielsweise beim «elektronischen Patientendossier» nicht zu langsam sei, betonte Candinas, dass die direkte Demokratie Fortschritte bei der Digitalisierung verlangsame. So müsse bei Transformationen ein Gleichgewicht der Interessen gefunden werden, was oft einem Spagat gleichkomme. Es brauche das Zusammenspiel von Politik, Wirtschaft und den Interessen der Bürger:innen. Sicherheit sei dabei für ihn zentral: Lieber etwas mehr Zeit ins Testing investieren und dafür eine sichere Lösung bieten.
Im Kontext zur Mediennutzung und X (ehemals Twitter) stellte Candinas klare Anforderungen an Politiker:innen: Sie sollten sich in erster Linie auf gute Politik konzentrieren und erst danach auf die Kommunikation. Sachlichkeit und Dossiersicherheit seien wichtiger als plakative Aussagen auf Social Media, die noch während der Sitzungen gepostet würden.
Marc Holitscher, National Technology Officer, Microsoft Schweiz: Holitscher betonte, dass sich Künstliche Intelligenz (KI) rasant entwickle und Unternehmen bereits intensiv damit arbeiten würden. Während KI-Lösungen in der Privatwirtschaft stark adaptiert würden, sei der öffentliche Sektor in der Schweiz zurückhaltender. Holitscher plädierte dafür, KI nicht als Bedrohung für Arbeitsplätze zu sehen, sondern als Werkzeug, das Menschen produktiver mache. KI treffe lediglich Prognosen. Diese Tatsache müsse von Menschen zuerst verstanden werden, bevor sie KI richtig nutzen können. Es brauche die Fähigkeit der Nutzenden, Erwartungen klar an die KI zu formulieren. Wenn die Nutzungsfähigkeit gefördert werde, verbessere sich das Arbeitsergebnis. Am Ende des Tages brauche es aber vor allem Vertrauen, und damit Vertrauen entsteht, brauche es eben das Verständnis.
Susanne Wille, Generaldirektorin, SRG: Sieht sich in den Rollen der «Medien- und Technologie-Managerin mit Journalist:innenherz». Dabei priorisiere sie Programm und Qualität und erst danach den politischen Prozess und die Transformation.
Transparente und ehrliche Kommunikation ist Wille besonders wichtig. Darum sprach sie bereits am ersten Tag ihrer Amtszeit offen über Sparmassnahmen – um ab sofort Lösungen erarbeiten zu können. Sie setzt auf eine Unternehmenskultur des Dialogs: Offene interne Kommunikation, aktives Zuhören und die Bereitschaft, Dinge nochmals zu erklären, wenn sie nicht verstanden werden.
Angesprochen auf die vielen Sparprogramme, unterstrich Wille, dass die SRG eine unternehmerische Verantwortung habe. Die geplante Einsparung von 270 Mio. Franken könne nicht einfach auf die Unternehmenseinheiten verteilt werden – es brauche eine echte Perspektive für die Zukunft. Es sei Tatsache, dass die Zahl der rein digitalen Nutzer:innen innerhalb eines Jahres von 12 auf 22 Prozent gestiegen sei. Service Public bedeute, nicht nur Inhalte zu produzieren, sondern diese auch zeitgemäss zu distribuieren. «Programm im Herz, Technologie und Distribution mitdenken», so Wille. Eine zentrale Plattform für alles sei das Ziel. Die SRG befinde sich in einem Spannungsfeld zwischen Grundversorgung, Wettbewerbsfähigkeit und Eigenwirtschaftlichkeit. Es stelle sich die Frage, wo Technologie helfen kann, Effizienz zu steigern und Qualität zu sichern. Ein Medienhaus sei vergleichbar mit einem Technologiehaus. Man müsse Kräfte bündeln, um Kosten zu senken.
Kein Sparentscheid werde leichtfertig oder aus politisch-taktischem Kalkül gefällt, hob Wille hervor.
Cedric Schlosser, CEO und Co-Gründer, MYI: Die Gameindustrie sei der Gesellschaft oft voraus – viele Technologien seien dort längst etabliert, während sie anderswo noch Neuland sind, betont er. Gaming sei generationsübergreifend: Der durchschnittliche Gamer sei aktuell männlich und 42 Jahre alt, doch besonders für die Altersgruppe 80+ gebe es grosses Potenzial, etwa bei sozialen und physischen Anwendungen und der Unterhaltung. In Kultur und Freizeit werde Gaming unterschätzt, insbesondere für Marketing oder Informationskampagnen.
Durch Technologien wie E-Voting ergäben sich grosse Chancen, Menschen in letzter Sekunde zu mobilisieren – dank des «Live-Charakters».
Hans-Peter Nehmer, Chief Communications Officer, Allianz Suisse Versicherungs-Gesellschaft AG: Er stellte fest, dass Digitalisierung – insbesondere Gaming – vor Einsamkeit schützen könne.
Zum Einsatz von KI meinte er, dass sie nicht nur für das Verfassen von Texten, sondern auch für Strategisches genutzt werden sollte.
Authentische Kommunikation bleibe essenziell. Das zeige sich insbesondere auf LinkedIn, wo seine neue Chefin besonders erfolgreich kommuniziere.
Zukunftsfähigkeit durch Nutzungskompetenz und Vertrauen
Die Diskussion zeigt: Die Zukunft der Kommunikation wird geprägt sein von digitalen Plattformen, Künstlicher Intelligenz und vor allem vom Zusammenspiel von Medien, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Transformationen können besonders erfolgreich sein, wenn sie Innovation, Sicherheit und Transparenz miteinander verbinden. Entscheidend für den Erfolg ist die Akzeptanz neuer Wege und Technologien durch die Betroffenen. Dies erfordert Nutzungskompetenz der Anwender:innen, aber auch eine verantwortungsvolle und angemessene Kommunikation von Unternehmen und öffentlichen Institutionen.
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